Der Kampfstern Galactica fliegt ins 21. Jahrhundert

Das 9/11-Trauma im Weltall

„Der Krieg ist nicht vorüber. Er hat noch nicht einmal begonnen“. Verbittert kommentiert William Adama, Kommandant des letzten verbliebenen Kampfsterns Galactica die vernichtende Niederlage, die den menschlichen Kolonien von den Maschinenhorden der Zylonen soeben zugefügt wurde.

Der Kampf zwischen den Sternen geht in eine neue Runde. Ron Moore, Autor und ausführender Produzent von TV-Serien wie Deep Space 9 und Voyager versucht sich in seinem neuesten Werk am Remake eines Klassikers: Battlestar Galactica.

Wieder mit an Bord: Richard Hatch, der in den 70ern den besonnenen Captain Apollo verkörperte, in den 90ern durch bislang 7 Galactica- Bücher und TV-Produktionen maßgeblich das Interesse an der Serie wiederbelebte und nun mit erfrischenden 60 Jahren als bislang einziger Akteur der alten Besetzung wieder mit auf die Reise zu den Sternen gehen durfte.

„Ich spiele Tom Zarek“, sagt Hatch. „Einen politischen Gefangenen, eine Art Nelson Mandela im Weltraum mit einer mehr als undurchsichtigen Hintergrundgeschichte. Aber Zarek steht über den Konflikten, in die Crew und Bevölkerung der Galactica und ihrer Begleitschiffe sich auf ihrer Flucht verlieren. Ein sehr vielschichtiger Charakter“.

Die Originalserie war 1979 die bis dato teuerste TV-Serie und bot aufregende Special-FX. Doch sie war auch ein Produkt des Kalten Krieges, „Science Fiction für den Bibelgürtel“, den konservativen mittleren Westen der USA, wie Produzent Glen A. Larson damals bekannte. Die gleichzeitige Zerstörung der 12 menschlichen Kolonien durch einen verräterischen Angriff und der Exodus der menschlichen Rasse auf der Suche nach dem gelobten Land waren Bilder, die den US-Zuschauer an Pearl Harbour und den sonntäglichen Kirchenbesuch erinnerten.

„Die neue Show ist da ganz anders. Galactica im Jahre 2006 ist dunkel, es gibt keinen Ausweg und wenig Hoffnung. Jede gewonnene Stunde zählt, jeder Tag. Die Menschheit wurde übel verraten und beinahe vernichtet, aber anders als früher sind die Zylonen nicht mehr nur Blechköpfe, sondern denkende rationale Wesen mit nahezu religiösen Grundauffassungen – außerdem können sie menschliche Gestalt annehmen. Der Feind hat sich längst unter die Besatzung gemischt. Es kann wirklich jeder sein.“

Battlestar Galactica auf RTL2 ist moderne Science Fiction und bezieht nicht zuletzt politisch Stellung. Ähnlich wie 1979 bietet das Militär auch heute Sicherheit, während die politische Führung um Präsidentin Roslyn hauptsächlich Chaos verursacht. Allein Stärke schütze die Schwachen – diese Botschaft ist die Prämisse einer Show, die eben auch Bushs Amerika portraitiert.

Für Hatch kein Widerspruch: „Das Publikum ist erwachsener geworden und sucht sich selbst und seine Ängste auch im Fernsehen. Diesen Wunsch realisieren die Studios“.

Anders als damals wurde jedoch diesmal Wert auf die Charaktere gelegt, die mit großer Detailverliebtheit ihrem Tun nachgehen – und sogar als Zylonen sympathisch werden.

Das Interview führte

Zuerst erschienen in der Neuen Ruhr / Neuen Rhein Zeitung am 1.2.2006

Der neue und der alte Apollo: Jamie Bamber (links) und Richard Hatch (rechts)